Das pädagogische Bedenken: „Darf man Kinder mit dem Hokuspokus afrikanischer Zauberer und böser Feen unterhalten?“ kommt ungefähr der Frage gleich, ob man den Eskimos ihre Amulette und Zauberpriester weiterhin gestatten soll.Literarisch ließe sich gegen Märchen wie „La Belle au Bois Dormant“, „Le Petit Cahperon Rouge“, „Le Chat Botté“, „Riquet à la Houppé» eigentlich nichts einwenden; waren sie doch von einem Charles Perrault (de l’Academie Francaise) und seiner Geliebten, einer Comtesse d’Aulnay […] in die Aristokratensalons des Louis Quatorze eingeführt worden und hatten sich so manierlich, so chevaleresk aufgeführt, dass sie überall als geistige Sprösslinge ihrer durchaus hoffähigen Editoren empfunden wurden.Ihr plebejischer, ja asiatischer, ja negroider Ursprung wurde erst im XIX. Jahrhundert aufgedeckt, als in Deutschland und Rußland Sprachforscher ihren Stammbäumen nachgingen: als die Rechtsgelehrten Brüder Grimm ihre Erzählungen unverblümt dem Volksmund nachschrieben, um sie „in letzter Minute für die armen und einfachen Leute zu retten, denen man sie vorenthielt…“Aber was da zum Vorschein kam, wuchs den Philologen über den Kopf, wie das so oft im Eifer der Wissenschaften vorkommt. Bei ihrem Vorhaben, im reinsten Interesse der Germanistik heimische Sagenschätze schlichter Bauern und ehrbarer Ammen freizulegen, waren sie auf Aushöhlungen gestoßen, aus denen ihnen geile Succuben entgegenflatterten, giftiges Schlangen- und Basiliskengezücht entgegenkroch, der Blutgeruch shakesperarischer Hexenkessel in die Nase stieg.Auch hatten sie damit, ohne es zu wollen, einer überall gärenden permanenten Verschwörung Vorschub geleistet – nämlich einer der Kinder aller Rassen, aller Zeitläufte, die heimtückisch, mit dem Revanchegelüst zu kurz gekommener Zwerge das abstruse Riesenreich der Erwachsenen unterwühlen.

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